• 1

    Den sechseckigen Erker des Hauses, ein imposanter Hof am Beginn der Kramergasse, schmücken an den Unterkanten der schmalen Fenster drei Porträts – das mittlere davon ein ausnehmend schönes Frauenantlitz. Flankiert ist die Hübsche von breit lachenden Männergesichtern. Die Darstellung ist naturalistisch – weit aufgerissene Augen, gehobene Brauen, gefurchte Stirn und Knollennase lassen die steinernen Begleiter trotz ihrer gepflegten Lockenpracht etwas angestrengt und aufgeregt wirken, Assoziationen zu F. X. Messerschmidts kuriosen Werken liegen nah.

  • 2

    Der zu seiner Zeit in Kärnten viel beschäftigte Meister Kilian Pittner (+1735) und sein Sohn Hannibal haben im Rahmen einer Erneuerung die Außenwand des uralten Hauses reich mit Löwenskulpturen geschmückt, wohl als populären Hinweis auf die Bedeutung des Auftraggebers und Hausbesitzers. Man sieht sie, wenn man in der Kramergasse den Blick nach oben auf die Fassade richtet. Die Löwen scheinen Besitz ergreifend hinter den Fenstern zu stehen, mit ihren Pranken stützen sie sich auf Umrahmung und Sims. An ihren mähnenumwallten gekrönten Häuptern erkennen wir auch menschliche Züge – barocke Kunst macht eben Unmögliches möglich und Fantastisches sichtbar.

  • 3

    Im Zuge der kulinarischen Streifzüge am Benediktinermarkt schweift das Auge höher – und entdeckt den von pflanzlichen Formen dicht umwachsenen Erker eines Hauses am Benediktinerplatz. Kunst am Bau bedeutete im Jugendstil die Dekoration von Flächen, den Einsatz von Ornamenten, die Vermeidung von Symmetrie. Florale Schönheit, von der Natur abgeleitete Formen wie stilisierte Gräser, Zweige, Ranken und Blüten wurden wichtige Gestaltungmittel und gewannen so auch technischen Elementen Natürlichkeit ab. Das dynamische Blattwerk an der Hausfassade aus den Jahren um 1904 wuchert hoch und höher, erreicht aber nicht weiteres Zierelement, in dem sich fröhlich Fische tummeln.

  • 4

    Der dreigeschossige Arkadenhof ist der älteste Kern des Ossiacher Hofs, er stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert.1605 ist die Liegenschaft auf dem ältesten Stadtplan von Klagenfurt eingezeichnet. Um 1749 erwirbt das Stift Ossiach dieses Gebäude zusammen mit zwei weiteren Häusern, sie werden bald darauf abgerissen und an ihrer Stelle eine weitläufige Residenz errichtet, würdig der Äbte des Stiftes Ossiach, die hier während der Landtage Hof halten. Der Dekor der Fassade wurde während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts angebracht, darunter auch das abgebildete Engelsgesicht mit der Mitra – der Bischofsmütze.
    Nachdem das Stift den Hof verkaufen muss, um Schulden zu begleichen, wechseln die Eigentümer.

  • 5

    Einst Mehlplatz, später Obstplatz, dann Franz-Joseph-Platz, heute Arthur-Lemisch-Platz: 1581 stand hier das „Narrenhäusl“ – eine Art Pranger für Betrüger, Flucher und andere Rechtsbrecher. Das zentrale Denkmal in Gestalt eines Marmorbrunnens zeigt Bernhard von Spanheim, der von 1202 bis 1256 Herzog von Kärnten war. Er gründete Mitte des 13. Jahrhunderts im Bereich des heutigen Alten Platzes eine Siedlung, die bereits 1252 das Stadtrecht erhielt. Ursprünglicher Schöpfer seines Denkmals war Joseph Kassin, sein Werk wurde 1940 für Kriegszwecke eingeschmolzen, die aktuelle Brunnenfigur meißelte 1954 Arnulf Pichler. Von der Originalversion blieben die Brunnenschale und vier grimmige Löwen erhalten.

  • 6

    Das ehemalige Palais Stampfer, ein herrschaftliches Stadtpalais in Klagenfurt mit einem Mauerkern aus dem 17. Jahrhundert, wurde 1732 umgebaut und im 19. Jahrhundert nochmals neugestaltet. Über dem Barockportal prangt die Wappenkartusche der Familien Stampfer und Teufenbach. An den Fenstern des Hauses – im Volksmund „Zwick-Haus“ genannt, nach dem dort ansässigen Unternehmen – bewundern wir giebelartige Bekrönungen, Ohrenrahmung und Imperatorenbüsten.

  • 7

    In der engen, historischen Badgasse, einem der ältesten Wege der Stadt, kann man den Hauch der Vergangenheit spüren. Hier boten im 16. Jahrhundert die Bader ihre Dienste an, indem sie schwere hölzerne Bottiche mit heißem Wasser füllten, um die Waschwilligen unter den Klagenfurtern zu versorgen. Hinter den einfachen, manchmal mit Schwebebögen verbundenen Fassaden sind sehr früh erbaute Häuser mit ihren Arkaden-Innenhöfen verborgen. Der letzte Pferde-Fleischhauer der Stadt verkaufte bis in die späten 1950er Jahre seine begehrte Ware in der Badgasse Nummer 7. Die expressive Gesichtsplastik über dem Portal des Nachbarhauses verdeutlicht den Eintretenden, besser in guter Absicht zu kommen.

  • 8

    Das Palais der Familie Urschenpeck in der Burggasse, neben dem berühmten Modegeschäft, prunkt als weitläufiges, repräsentativ-elegantes Anwesen. Sein Kern stammt ursprünglich aus dem 16. Jahrhundert, im 17. und 18. Jahrhundert wurde der Stadtsitz weiter ausgebaut. Drei Geschosse gruppieren sich um einen rechteckigen Säulen-Arkaden-Innenhof. An der Nordseite des Hofes finden wir über dem Schlußstein des Rustikaportals die Büste einer Dame in den besten Jahren mit barock getürmter Frisur, vielleicht eine der tüchtigen und umsichtigen adeligen Hausfrauen. Die Freiherrn von Urschenpeck tauchen immer wieder in Chroniken auf, so in denen der Burg Wartenstein in Niederösterreich oder der Riegersburg, einem Wahrzeichen der Steiermark; eine Linie dürfte sich in Kärnten angesiedelt haben.

  • 9

    Und wieder ein Hauszeichen – die Blaue Kugel am Alten Platz. Die Motive der Hauszeichen weisen eine fantastische Fülle sinnbildlicher, gegenständlicher und figürlicher Art auf, die aus dem Volkstümlichen, der Geschichte und Politik und der Religion, der Sagenwelt und dem Tierreich kommen. Das Bürgerhaus mit einem Baukern aus dem 16. Jahrhundert wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erneuert und besitzt einen viergeschossigen Arkadenhof. Die um 1740 entstandene Pilasterfassade ist üppig mit Spiralornamenten, Blütengirlanden und Vögeln dekoriert. Das auffallende Gebäude mit gläsernen „Spionen-Erkern“ diente einst als Handelshaus. Als Erstbesitzer gilt Wolf Siegmund Freiherr von Sigersdorf.

  • 10

    Im Landhaushof wurde im Jahr 1833 von Christoforo Cragnolini (oder Cragnolino), einem in Klagenfurt ansässigen Baumeister aus Friaul-Julisch Venetien, der heute noch existierende Obeliskbrunnen errichtet. Wir wissen, dass Cragnolini im Haus Kardinalschütt Nummer 3 lebte, das Entgelt für seinen Brunnen betrug damals 600 Gulden. Die freistehende, dreiteilige, hohe Stele aus rötlichem Marmor verjüngt sich schlank nach oben. Der bärtige Wasserspeier sorgt für den plätschernden Wasserstrahl in das runde Brunnenbecken.

  • 11

    Es soll wohl den flinken Götterboten Hermes darstellen, das wiederkehrende Relief in lichter Höhe dieses Hauses in der Bahnhofstraße, in dem sich auch ein berühmter Juwelier der Stadt befindet. Kaum geboren, stiehlt Hermes anderen Göttern ihre für sie sehr wichtigen Symbole. Dem Poseidon klaut er den Dreizack, Aphrodite ihren Gürtel, dem Kriegsgott Ares den Degen aus der Scheide. Später profiliert er sich als Ausgesandter des Zeus, seines Vaters, sein Job war auch, die Seelen Verstorbener – leider in den Hades – zu führen. Er verkörpert den Wohlstand unter den Menschen und gilt als Beschützer der Reisenden, Händler und Diebe. Meist wird er als gutaussehender Bursche mit einem geflügelten Hut dargestellt. An dieser Fassade lohnt auch der Blick nach weiter oben: Da stützen stattliche Atlanten die Simse.

  • 12

    Weil die Wiener „Theaterbaufirma“ Helmer & Fellner den Ruf genoss, Qualität, verlässliches Baumanagement und genaue Kostenkontrolle zu annehmbaren Preisen zu liefern, erhielt das Büro den Auftrag für die längst fällige Neuerrichtung des alten, baufälligen Klagenfurter Theaters. Der Anlass war kein geringerer als das 60-jährige Regierungsjubiläum, das Kaiser Franz Josef I. am 2. Dezember 1908 beging. Die Architektur nahm das klassizistische Empire zum Vorbild, ergänzt durch deutliche Jugendstil-Akzente. Die Fassade charakterisieren figurale, keramische Skulpturen. Mit 1.000 Sitzplätzen nahm das „Kaiser Franz Josef I. Jubiläumstheater“ im Jahr 1910 den Betrieb auf.

  • 13

    Erbaut wurde das Haus an der Westseite des Alten Platzes als Quartier für Kaiser Friedrich III. für den Fall, dass seine Wege ihn nach Klagenfurt führen würden – was wohl nie der Fall war. 1498 überließ der Herrscher es der Stadt, aus diesem Jahr stammt die erste urkundliche Erwähnung in der Schenkungsurkunde: „unsern getrewen lieben unsern burgern zu Clagenfurt unser haws am platz bey der burg“. Benannt ist das eindrucksvolle Gebäude nach der Goldenen Gans, die seit 1892 in leuchtendem Messing als Hauszeichen über dem Eingangsportal thront.

  • 14

    Entworfen im Jahr 1909 von Franz Baumgartner, Erfinder der „Wörthersee-Architektur“, prägt die markant üppige Silhouette des umfänglichen Baus die Einfahrt von der Villacher Straße ins Zentrum. Ein Haus mit sozialer Geschichte: Die tüchtige, wohlhabende Witwe Maria Stauder (1773-1861) kaufte die „Hirschenwirt Realität“ am Heiligengeistplatz, ein Ensemble aus Wirtshaus, Stallungen und Verkaufsgewölben. Vom Schicksal ihres behinderten Sohnes gezeichnet, vermachte sie ihr Vermögen wohltätigen Einrichtungen. Die Stadt Klagenfurt erhielt die gesamte Realität und viel Bargeld, das in Form von Stauder-Stipendien jährlich an unverschuldet in Not geratene Bürger ausgezahlt wurde. Mit dem Rest des Vermögens wurde 1910 das Stauderhaus erbaut. Neben all den Türmchen und Kaminen sehen wir gerührt kleine Lindwürmchen grimmig an seiner Fassade hocken.

  • 15

    Der Geschichtsverein für Kärnten datiert das Bestehen des Viktringer Hofs in das Jahr 1622. Das Palais diente den Äbten und Mönchen des Zisterzienserstiftes Viktring als Unterkunft, wenn sie in der Stadt zu tun hatten. Im Zuge der Reformen von Kaiser Joseph II. wurde das Stift Viktring 1786 aufgehoben, das Gebäude wurde ein paar Jahre als Sitz des Fürstbischofs von Gurk, Franz II. Xaver Altgraf von Salm-Reifferscheidt-Krautheim, genutzt. Er war es, der den Klagenfurter Dom – vormals der größte protestantische (!) Kirchenbau in Österreich – zur Kathedrale erhob. Der Viktringer Hof beherbergte in der Folge das Appellationsgericht (1832 arbeitete hier der bedeutende slowenische Dichter France Prešeren als Jurist), die Finanzdirektion und schließlich die Bezirkshauptmannschaft. Seit 2013 ist der eindrucksvolle Prachtbau am Beginn der Karfreitstraße in Privatbesitz.

  • 16

    Das Haus Zum Goldenen Brunnen wurde Anfang des 17. Jahrhunderts als Seminargebäude eines Jesuiten-Kollegs errichtet. Davon erzählt das Relief über dem wuchtigen Rundbogenportal, das einen andächtig vor dem Kruzifix knieenden Jesuiten darstellt und mit einem Ordenswappen geschmückt ist. 1604 war ein Schlüsseljahr für die Kärntner Kirchengeschichte: Mitglieder des Jesuitenordens kamen, nachdem sie schon in Graz und Laibach Quartier bezogen hatten, auch nach Klagenfurt.

  • 17

    Der Gurker Hof (eigentlich: Haus des Gurker Domkapitels) ist seit 1616 im Besitz der ehrwürdigen Herren. Über dem nördlichen Portal zur Wiesbadener Straße prangt als Relief über dem Portal das Wappen des Domkapitels, also jener Gemeinschaft von Priestern, die den Bischof in Leitung und Verwaltung der Diözese unterstützt. Obwohl das Bistum Gurk 1072 gegründet wurde, bekam es erst 1123 ein Domkapitel. Durch die alleinige Aufnahme von Adeligen hatte das Domkapitel einiges politisches Gewicht, zumal die Gurker Bischöfe oft nicht in ihrer Diözese residierten. 1787 zog das Domkapitel mit dem Bischof nach Klagenfurt, wo es immer noch besteht.